mein erstes Gemüsebeet von meine-ernte

Dienstag, 29. November 2011

meine ernte – Ende der Gartensaison, November 2011, Berlin-Rudow


Schön war die Zeit,  ja schön war die Zeit.   
Im Oktober geht es weiter mit unserer Gemüseernte in Berlin-Rudow. Die Kühltruhe wird immer voller und der letzte freie Platz wird schnell noch mit Rotkohl, Mangold und Weißkohl gefüllt. Die Gemüsebeete dagegen werden immer leerer und die abgeernteten Flächen zeigen das Ende der diesjährigen Gartensaison an.
Mitte Oktober haben wir den ersten Frost, die Kapuzinerkresse lässt die Köpfe hängen und die Blätter werden welk.
Trotzig wächst der Mangold weiter und auch Zucchinis und Kürbisse, Grünkohl, Rosenkohl und viele Kräuter können weiterhin geerntet werden. Ich hatte sogar Erfolg mit meinen Süßkartoffeln.










Am 7. November war für dieses Jahr Ende der Gartensaison auf dem meine ernte Acker und die Gemüsebeete mussten geräumt werden.












Am Wochenende vorher waren noch einmal viele Gärtner auf dem Acker. Das restliche Gemüse wurde geerntet .....












..... und nach Hause transportiert












Meine Petersilie ist in drei große Töpfe auf meinen Balkon umgezogen.








Schön war die Zeit, ja schön war die Zeit.
Das meine ernte Projekt habe ich zwar ohne lange zu zögern begonnen, denn die Aussicht auf frisches regionales, ja lokales Gemüse, ohne Gentechnik, ohne Behandlung mit Pflanzenschutzmittel war einfach zu verlockend, dennoch wusste ich nicht, ob der Gemüseanbau für ein Gartengreenhorn wie mich überhaupt möglich ist.
Bis auf einen Kritikpunkt, dazu später mehr, kann ich das meine ernte Projekt bei uns in Berlin-Rudow nur loben. Im Vorfeld war alles bestens organisiert, die Beete waren wie versprochen mit mindestens 20 verschiedenen Gemüsesorten, Kräutern und Blumen bepflanzt. Und zwar so, dass wir die ganze Gartensaison mehr als reichlich ernten konnten. Eine Freifläche und abgeerntete Stellen boten genügend Platz, um noch eigene Wünsche und Ideen zu verwirklichen und die Gemüsebeete bekamen so eine persönliche Note. Das Saatgut und die Pflanzen für die Neubepflanzung wurden nicht wie bei anderen Gartenprojekten zur Verfügung gestellt. Das ist aber auch kein Nachteil, denn so kann man sich die Gemüsesorten nach eigenen Vorlieben aussuchen und auch etwas seltenere Sorten säen oder pflanzen.
Der verregnete Sommer trug dazu bei, dass es wenig Arbeit gab. Gießen musste man selten, die Arbeit beschränkte sich auf ein wenig hacken, säen, pflanzen und ernten.
In der Woche waren das zwischen 1 und 3 Stunden.
Als Neuling bei den Gemüsegärtnern weiß man natürlich nicht so recht, wann etwas geerntet, wann und was nachgepflanzt werden kann. Hierbei wird man von dem wöchentlichen Newsletter von meine ernte so gut unterstützt, dass eigentlich nichts schief gehen kann. Für Fragen rund um den Gemüsegarten steht auch einmal die Woche der Landwirt in einer Fragestunde zur Verfügung und hilft bei allen Problemchen weiter.
Bei unseren Landwirten, der Familie Gericke, möchte ich mich an dieser Stelle auch für Ihr Engagement bedanken. Sie haben großartige Arbeit geleistet und bei Wüschen, z.B., dem Aufstellen einer Gemüsekiste, in die man Gemüse legt, welches man nicht so gerne isst oder welches einfach in so großen Mengen vorhanden ist, dass es zu viel ist, und aus der sich dann die anderen Gärtner etwas mit nach Hause nehmen können, sofort reagiert.
Im wöchentlichen Newsletter standen auch Tipps zur Lagerung, Weiterverarbeitung und Konservierung des Gemüses. Leckere Rezepte rundeten alles ab.
Einige Gärtner, die keinen Internetanschluss haben (so etwas gibt es) erzählten, dass Sie Fragen telefonisch mit meine ernte geklärt haben, für meine ernte kein Problem. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit Fragen und Kritik im Forum auf der Internetseite von meine ernte zu stellen oder direkt an meine ernte zu senden. Auch hier werden die Fragen schnell beantwortet und für konstruktive Kritik ist man offen. So wurde an alle Gärtner und Gärtnerinnen ein Fragebogen verschickt, um ein Meinungsbild über bestehende Wünsche und eventuelle Verbesserungen zu gewinnen und das meine ernte Angebot noch zu optimieren.

Bei all den positiven Aspekten, habe ich persönlich allerdings zwei Kritikpunkte.
Erstens: Ich würde gerne 100% Biogemüse auf dem Acker ernten.
Es wird kein Biosaatgut gesät und keine Biopflanzen gepflanzt. Noch unverständlicher ist, dass der Acker im Vorfeld mit Mineraldünger gedüngt wird. Abgesehen davon, dass für die Herstellung große Mengen Erdöl benötigt werden, gibt es noch weitere Kriterien, die den Einsatz von Mineraldünger nicht sinnvoll und nachhaltig machen.
Hier ein Auszug aus Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Dünger
„Problematisch sind die synthetischen Dünger in Anbetracht des enormen Energieaufwandes bei der Herstellung. Mineralische Phosphatdüngung führt zudem zu einer Anreicherung des toxischen und radioaktiven Metalls Uran im Boden und damit in der Nahrungskette, …Zudem kommt es zu einer Anreicherung des ebenfalls giftigen Metalls Cadmium, das über die Pflanzen in die menschliche Nahrungskette gelangt.“

Der Fernsehgärtner Elmar Mai schreibt auf der ZDF Internetseite folgenden Kommentar:
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Ein Kommentar von Elmar Mai

Aktuell werden Meldungen verbreitet, dass Düngerchargen radioaktiv verunreinigt seien. Pflanzenexperte Elmar Mai betrachtet diese Thematik kritisch und gibt Tipps für Alternativen.

Mineralische Dünger werden aus drei Komponenten gemischt, die Stickstoff-Verbindungen, Kalisalze und Phosphate enthalten. Dazu gehören bei guten Mischungen Spurenelemente wie Bor, Magnesium, Eisen und viele andere.

Diese Rohstoffe werden aus dem Bergbau gewonnen, das bedeutet, sie kommen von Lagerstätten aus aller Welt. Die radioaktive Belastung ist vermutlich durch Phosphate in die Düngermischung gekommen. Der Hauptlieferant für Phosphat weltweit ist derzeit Marokko.
  
Forderung nach Dumpingpreisen
Die Proben aus Marokko gelten allgemein als wenig belastet. Aber weil der Markt nach immer billigeren Rohstoffen schreit, werden auch Lagerstätten in anderen nordafrikanischen Staaten und sogar in Fernost ausgebeutet und kommen zu Dumpingpreisen nach Deutschland. Die Eingangskontrollen sind dabei unzuverlässig. Es ist bekannt, dass Phosphate aus dubiosen Quellen beträchtliche Verunreinigungen mit Schwermetallen aufweisen, schließlich handelt es sich um Verwitterungsprodukte unterschiedlichster geologischer Herkunft.
  
Erschreckend genug, dass die meisten dieser Produkte in der Nahrungsmittelerzeugung eingesetzt werden. Zum Trost sind nicht alle Düngemittel von dieser Problematik betroffen. Für den Verbraucher gibt es als Alternative nur die Möglichkeit, das Gemüse selbst anzubauen und dabei komplett auf Mineraldünger zu verzichten.
Alternative zu Mineraldünger: Gemüse selbst anbauen.

Organischer Dünger
Das Mittel der Wahl sind organische Dünger, die es überall im Fachhandel zu kaufen gibt. Diese Dünger werden aus pflanzlichen und tierischen Rohstoffen gewonnen und können weitestgehend als unbelastet bewertet werden. Sie habe mindestens die gleiche Wirkung, besitzen aber mehrere Vorteile: Sie werden nur langsam freigesetzt und können kaum überdosiert werden, daher fördern sie das Pflanzenwachstum schonend und Überschüsse wie bei Mineraldüngern gelangen nicht ins Grundwasser.
  
Organische Rohstoffe sind nachhaltig, weil sie aus tierischen und pflanzlichen Quellen stammen und aus Abfällen gefertigt werden, die ansonsten auf Mülldeponien landen würden. Auch schonen sie die Lagerstätten, denn Bergbau ist immer ein Eingriff in bestehende Ökosysteme, auch wenn er im Tagebau durchgeführt wird. Politische und wirtschaftliche Abhängigkeiten werden genauso vermieden wie überflüssige Transporte rund um den Globus.
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Nachhaltig düngen heißt organisch düngen. Zwar hat die Familie Gericke in der nächsten Saison vor auch Rinderdünger einzusetzen, wird aber zusätzlich weiterhin Mineraldünger ausbringen. 
Alle Rudower Gärtner, die auch eine organische Düngung des Acker wünschen, möchte ich bitten, dies sowohl dem meine ernte Team als auch der Familie Gericke mitzuteilen. So lässt sich langfristig vielleicht doch noch was ändern.

Mein zweiter Kritikpunkt :-) :
Während der Gartensaison habe ich mich ausschließlich mit frischem Gemüse von meinem Beet ernährt. Jetzt zum ersten Mal wieder Salat und anderes Gemüse gekauft, mussten wir feststellen, dass uns dieses Gemüse nicht mehr schmeckt. Na ja, wir werden uns wohl oder übel für ein halbes Jahr daran gewöhnen müssen. – Denn dann geht es auf jeden Fall weiter mit einem Gemüsebeet von meine ernte, ich habe mich für die nächste Gartensaison bereits angemeldet und eine Parzelle reserviert.
Schön war die Zeit, ja schön war die Zeit.